PERSONAL VISION IM PROFI-FUSSBALL. KARRIERE NACH DER KARRIERE.

PERSONAL VISION IM PROFI-FUSSBALL. KARRIERE NACH DER KARRIERE.

32, letztes Spiel – AUS. “Noch ein paar Werbeverträge vielleicht”, sagte mein Klient, ein Ex-Profi-Fußballer aus dem Ruhrgebiet, der in der Nationalelf gespielt hatte, “dann wird es still um dich, niemand jubelt dir mehr zu und zuhause wackelt es auch.“

Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Günter Netzer und der grade erst verstorbene Uwe Seeler – sie gehören zu den vergleichsweise wenigen Profifußballern, die nach ihrer aktiven Zeit eine zweite erfolgreiche Karriere als Trainer, Vereinsrepräsentant oder TV-Experte starten. Aber was wird eigentlich aus all den anderen?

Aktuelle Studien zeigen: Nur zwei von zehn Profis haben eine berufliche Zukunft in dem Sport, der bis zum Schlusspfiff ihr Leben war. Sie haben “immer nur Fußball gespielt”, wie sie selbst oft sagen. Bestimmte Entwicklungserfahrungen als Jugendliche und junge Erwachsene haben sie ihrer sportlichen Leidenschaft geopfert. Drei Viertel aller Profis fühlen sich schlecht auf den Umbruch vorbereitet. Ihre aktive Karriere ist meist minutiös geplant. Was danach kommt, steht in den Sternen.

Märchen Fußballstar – fern der Realität

„Als Topspieler wirst du überall umschwärmt“, erklärte mein Klient, selbst ein gefeierter Held, der seine Karriere kurz zuvor beendet hatte. „Die Leute wollen im Restaurant deine Unterschrift, du bist ständig in den Medien und hast eine Million Follower auf Social Media.“ Doch wenn die Karriere dann vorbei ist, verstummt der Applaus. „Und irgendwann bist du durchsichtig wie Luft.“

Von den Fans gefeiert, nach dem letzten Spiel vergessen.

Von den Fans gefeiert, nach dem letzten Spiel vergessen. Fußball-Profis müssen sich nach ihrer aktiven Karriere ganz neu erfinden – und scheitern oft an der Herausforderung.

Für die meisten Menschen klingt es wie ein Märchen: Fußballstars verdienen Millionen, haben nach ihrer Karriere ausgesorgt und können für den Rest ihres Lebens Porsche fahren und Cocktails auf Ibiza schlürfen. Meine Erfahrung im Coaching: Die Realität sieht ganz anders aus. Die allermeisten Ex-Profis müssen einer Arbeit nachgehen, um ihre Miete zu zahlen. Und selbst für die Millionäre gilt: Wenn ihre aktive Karriere endet, beginnt oft das Drama.

Eben noch gefeierter Fußballstar, plötzlich nur noch Ex-Profi. Auf sich allein gestellt. Ohne Plan. Auf die großen La-Ola-Wellen folgt häufig der tiefe Fall. Selbst hochkarätige Ex-Fußballer stecken dann bis zum Hals in Schulden oder gehen bankrott. Viele haben mit Depression und Burnout zu kämpfen.

Als Hochleister sind sie weit weg von ihren Bedürfnissen, zum Beispiel nach Privatheit oder Ruhe und Entspannung. Die wenigsten kennen ihre Stärken und Fähigkeiten oder wissen, wie sie ihre Ressourcen in ein persönliches Next Level übersetzen könnten. Hinzu kommen Ängste vor „Underperforming“ – auch nach der aktiven Zeit.

Karriere nach der Karriere – eine Frage der Identität.

So auch mein Klient, der Ex-Fußballprofi aus dem Ruhrgebiet, gerade erst Mitte 30: Sein letztes Spiel hatte ihn “so richtig ausgeknockt”, er sei völlig überrascht gewesen, obwohl er es natürlich habe kommen sehen. Seit er fünf Jahre alt war, hatte er Fußball gespielt, sein ganzes Leben dem Sport gewidmet. Vorbei. Eine persönliche Ära endete. Und mit ihr die eigene Identität.

Seine Berater, die Millionen mit ihm verdient hatten, lösten sich in Luft auf. Seine Frau verließ ihn, die Kinder waren unglücklich. „Weil immer nur der Fußball an erster Stelle stand”, sagte er. „Zum ersten Mal muss ich jetzt echte Verantwortung für mich und meine Zukunft übernehmen.“

Im Coaching mit Profi-Fußballern sehe ich immer wieder, wie entscheidend es nicht nur aus finanzieller Sicht ist, sich frühzeitig Gedanken über die Karriere nach der Karriere zu machen. Denn viele fallen nach dem letzten Spiel in ein tiefes Loch und haben, wie Studien zeigen, mit seelischen Problemen zu kämpfen.

Viele Ex-Profi-Sportler kämpfen mit psychischen Problemen.

In der gemeinsamen Arbeit begegne ich häufig einem Phänomen, das ich selbst aus meiner Zeit als Auslandsjournalist in Kriegsgebieten kenne: Hochleister, die voll in ihrer beruflichen Rolle aufgehen, definieren darüber einen Großteil ihrer Identität. Mir ging es jedenfalls so. Und vielen Topfußballern auch.

Frühzeitige mentale Vorbereitung auf das Ende der aktiven Karriere als Top-Fußballer - am besten mit einer starken und ganzheitlichen Personal Vision und einer passenden Exit-Strategie.

Frühzeitige mentale Vorbereitung auf das Ende der aktiven Karriere als Top-Fußballer – am besten mit einer starken und ganzheitlichen Personal Vision und einer passenden Exit-Strategie.

Aus Coaching-Sicht ist hier der Begriff der Selbstkomplexität interessant. Bildlich gesprochen, beschreibt er die unterschiedlichen Säulen, die in unserer Sicht auf uns selbst unser Leben tragen. Eine hohe Selbstkomplexität entsteht, wenn wir mehrere Säulen nebeneinander haben: Erfüllender Beruf, intakte Beziehungen, Gesundheit, Spiritualität etc. Daraus erwächst eine solide Stabilität, denn wenn einmal eine Säule wackelt, können die anderen das Dach immer noch tragen.

Ganz anders bei Spitzensportlern: Durch den extremen Leistungsfokus gibt es nur eine einzige Säule, die das gesamte Leben tragen muss – eben den Sport. Der Preis des Erfolgs ist damit eine geringe Selbstkomplexität. Wenn am Ende der Profi-Karriere die zentrale Säule wegbricht, droht das Haus in sich zusammenzufallen. Daher die psychischen Probleme vieler Ex-Profis.

An solchen Weggabelungen das Haus des Lebens auf neuen und stabilen Säulen wieder aufzubauen, ist eine Herkules-Aufgabe. Um dies zu vermeiden, braucht es statt der in der Profi-Bubble weit verbreiteten „Wird-schon-irgendwie-gehen“-Haltung eine solide mentale Vorbereitung auf das Ende der Karriere. Im Coaching mache ich sehr gute Erfahrungen damit, eine starke ganzheitliche Personal Vision und eine dazu passende „Exit-Strategie“ zu entwickeln. So sortieren sich Profi-Fußballer frühzeitig, um nach ihrer aktiven Zeit – neben Klarheit, Freude und Sinn – schnell wieder eine neue Leidenschaft in ihr Leben zu bringen.

Mentale Vorbereitung auf das Karriereende

Der Weg der Personal Vision hilft auch nach dem Ende der Karriere. Selbst viele Jahre später. Auch der Ex-Profi aus dem Ruhrgebiet definierte im Coaching nachträglich seine Werte, Stärken und Fähigkeiten und entwickelte daraus seine persönliche Vision, um diese dann erfolgreich in eine neue Identität zu übersetzen. Mit einem authentischen Purpose ausgestattet, braucht er heute keinen Applaus im Stadion mehr. Bestätigung und Motivation zieht er aus seiner neuen Rolle als Unternehmer.

Sicher, auch Sportprofis sind letztlich für sich selbst verantwortlich. Dennoch: Ich finde es erstaunlich – um nicht zu sagen verstörend –, wie wenig sich Vereine, Berater, selbst Spielergewerkschaften um unsere sportlichen Idole kümmern, wenn es um deren Leben nach der aktiven Zeit geht.

Mich macht es immer wieder traurig, zu sehen, wie gefeierte Heldinnen und Helden aus dem Sport wie ausgediente Klamotten aussortiert und vergessen werden. Obwohl sie doch gerade aus ihrer persönlichen Erfolgsgeschichte heraus und als Vorbilder ein enormes – auch gesellschaftliches – Potential mitbringen.

Die Karriere nach der Karriere ist im Profifußball noch viel zu selten Thema. Und damit verbunden auch Bereiche, an denen die Schicksale zahlreicher Spieler hängen: Finanzen, Ehe und Familie, mentale Gesundheit.

Denn der Mythos Profi-Fußballer verschweigt oder verdrängt meist, was eigentlich banal ist: Hinter den großen Stars stecken ganz normale Menschen. Sie sind nicht perfekt. Sie haben Ängste und Sorgen. Und wenn die Profi-Bubble platzt, in der sie seit ihrer Jugend gelebt haben, brauchen sie unsere Unterstützung.

Als Fußballnation sind wir ihnen das schuldig.

Karriere nach der Karriere.

Wenn es darum geht, sich an einer Weggabelung im Leben neu auszurichten, mache ich in meinen Einzelcoachings sehr gute Erfahrungen mit der Zauberfrage. Auch bei Fußball-Profis.

Um sich ihrer Personal Vision in einem ersten Schritt anzunähern, fragen Sie sich:

Wie wäre es nach dem Ende meiner Karriere richtig gut für mich? Wie ist es, wenn es optimal läuft? Wie lautet mein Best Case?

Nehmen Sie sich Zeit für die Antworten und gehen Sie richtig ins Detail. Wenn Ihr Zielbild steht, fragen Sie sich:

Was bringe ich dafür schon mit?
Was brauche ich noch?
Was könnten erste Schritte sein?
Wann will ich damit beginnen?

Und dann legen Sie zeitnah los, damit Sie auch wirklich ins Handeln kommen.

 

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